Jeder der Sport betreibt kennt es: mit zunehmenden Alter nimmt die Leistungsfähigkeit des eigenen Körpers ab. Bei den Einen setzt der Prozess früher ein, bei dem Anderen später. Gleiches gilt auch bei den Brieftauben. Ab einem bestimmten Zeitpunkt werden die geflügelten Renner auf den Distanzflügen langsamer, so dass sie irgendwann aus der Reisemannschaft genommen werden und im Zuchtschlag eine neue Karriere starten können.
Ihre Besitzer hingegen kennen keine Altersgrenze. Schaut man auf die Geburtsdaten der Züchter, die in der Unterfränkischen Reisevereinigung Aschaffenburg-Alzenau-Spessart beheimatet sind, so findet man doch eine ganze Anzahl von Sportfreunden, die jenseits der 80 Jahre sind und noch aktiv am Reisegeschehen teilnehmen. Nimmt man beispielsweise Oskar Salg (Jahrgang 36) und Karl-Heinz Burger (Jahrgang 40), so findet man beide Sportfreunde in jedem Jahr in der Siegerliste unter den ersten erfolgreichen Schlägen. Auch Rainer Albert (80) und Wendelin Scherf (82) gehören zu den Schlägen, die erst einmal geschlagen werden müssen, will man um Meisterehren mitspielen. Andere Sportfreunde konnten in ihrer langen Laufbahn große Erfolge erringen. So besaß Leander Becker (82) einst zwei Vögel, die zu den Besten in Deutschland zählten, Jürgen Ross (87) schaffte als erster Züchter Deutschlands einen Sieg von Barcelona gegen internationale Konkurrenz und Eddi Schwind (87) gehörte um die Jahrtausendwende zu den stärksten Züchtern Deutschlands. Auch sie mischen noch Woche zu Woche mit ihren Reiseteams auf den Preisflügen mit, ebenso wie Willi Stegmann (85), Richard Teichmann (83), Dieter Cibis (81), der einst über Jahre die RV dominierte, Herbert Büttner (91), Werner Weber (87) und Josef Klug (86). Auch Winfried Ruppert (81) und Günther Krimm (87) sieht man noch häufig in der Einsatzstelle.
Doch der Brieftaubensport ist kein „Altherrenhobby“. So gehören mit Constantin Neascu, Soufiane Kerouad, Florian Fries und Alexander Schnack, alle um die 30 Jahre, Sportfreunde der jüngeren Generation der Reisevereinigung an. Sehr erfolgreich sind Andreas Behl und Christian Scherf aber auch Christoph Winter, Nick Friedrich und Max Steigerwald müssen an dieser Stelle erwähnt werden. Und Hans Rauen hat kurz vor seinem Ruhestand das Hobby neu entdeckt und trat ebenfalls bei.
Brieftauben sind einzigartige Tiere. Sie sind intelligent, treu und besitzen einen unvergleichlichen Orientierungssinn. Genau diese Eigenschaften sind es, die die über 30.000 Brieftaubenzüchter in Deutschland faszinieren und die der Leidenschaft für das Hobby „Brieftauben“ zugrunde liegen. Für sie steht die Liebe zum Tier und die Faszination vom unvergleichlichen Orientierungssinn der Brieftauben im absoluten Mittelpunkt. Die Tiere schenken Entspannung für Körper und Seele, dafür geben sie alles für ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden. Das Brieftaubenwesen vereint alle Altersklassen, Kulturen und Gesellschaftsschichten und wird heute als natur.
Main-Echo, 21.12.2023
Klaus Matschinski