Ab dem ersten Mai-Wochenende wird es für die Brieftaubenzüchter der Unterfränkischen Reisevereinigung Aschaffenburg-Alzenau-Spessart spannend. Die Reisesaison für Brieftauben beginnt jetzt wieder. An den Wochenenden bis September stellen die gefiederten Sportler ihren Orientierungssinn und ihre Schnelligkeit unter Beweis. Seit Mitte April finden die Trainingsflüge statt, die die Tauben auf ihre Aufgaben vorbereiten sollen.
Ein Spezial-LKW, der Kabinenexpress, transportiert die Reise-Brieftauben der Reisevereinigung zu einem geeigneten, großflächigen Auflassplatz. Zielsicher kehren die Tauben am nächsten Morgen mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 80 km/h, bei Rückenwind sogar über 100 km/h, zum heimatlichen Taubenschlag zurück.
Im weiteren Verlauf der Reisesaison erhöhen die Züchter schrittweise die Entfernungen. Mit über 600 Kilometern Distanz steht der längste Flug des Jahres ab Châteauroux (Frankreich) im Reiseplan. Die ein- und mehrjährigen Alttauben absolvieren insgesamt 13 Preisflüge. Ab August gehen anschließend die Jungtauben auf die Reise. Als Anfänger absolvieren diese lediglich an fünf Wochenenden Flüge von 80 bis 350 Kilometern.
In der Unterfränkischen Reisevereinigung sind sämtliche Brieftaubenvereine aus Aschaffenburg und Umgebung organisiert. Die mehr als 90 Mitglieder unterhalten sowohl in Alzenau als auch in Sulzbach je eine Einsatzstelle, in der die Tauben in den eigenen Kabinenexpress zum Preisflug eingesetzt werden. Die besten und schnellsten Tauben aller Züchter errechnen sich über die Fluggeschwindigkeit in Metern pro Minute. Sie ergibt sich aus der Auflasszeit, der Ankunftszeit und der zurückgelegten Strecke. Die unterschiedlichen Entfernungen der einzelnen Taubenschläge vom Auflassort werden anhand der (GPS-) Koordination jedes einzelnen Schlages berücksichtigt. Ein elektronisches Konstatiersystem stoppt die Zeit automatisch: An jedem Schlag befindet sich eine Antenne. Die Tauben tragen an einem Bein einen speziellen Fußring mit einem elektronischen Chip. Fliegen sie ein, werden Datum, Zeit und Nummer der Tauben erfasst. Die Daten aller am Preisflug teilnehmenden Züchter wertet anschließend die Reisevereinigung aus.
Während die gefiederten Athleten sechs Monate Zeit zum Ausruhen und Regenerieren hatten, waren ihre Besitzer in dieser Zeit nicht untätig. In Eigenregie wurde die Einsatzstelle in Alzenau renoviert und erhielt einen neuen Anstrich. Jetzt erstrahlt das Gebäude in neuen Glanz. Die Saison kann also beginnen. Gut Flug.
Klaus Matschinski